Heute Gautschete
«Heute Gautschete» steht auf einem kleinen Schild, welches beim unteren Brunnen in Willisau aufgehängt ist. Man schreibt den 12. August 2015. Hier wird ein Buchdrucker- und Schriftsetzerbrauch zelebriert, der bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbar ist.
Dabei werden die Lehrlinge – ohne dass sie es wissen – eines Tages gepackt, gefesselt und zum nächsten Brunnen gezerrt oder gekarrt. Dort werden sie auf einen nassen Schwamm gesetzt, mit Gerstensaft und Wassser begossen und anschliessend in den Brunnen geworfen.
Dabei liest der Gautschmeister folgenden Spruch vor: «Packt an! Lasst seinen Corpus Posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm bis triefen seine beiden Ballen. Der durstigen Seele gebt ein Sturzbad obendrauf. Das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauf.»
Nach Überlieferung werden dem Lehrling beim «Gautschen» angeblich die schlechten Gewohnheiten aus der Lehrzeit abgewaschen. Später wird zur Gautschfeier geladen, an der dem Gäutschling feierlich der Gautschbrief übergeben wird – mit allen Unterschriften der Beteiligten. Damit wird seine Taufe als Jünger Gutenbergs bestätigt, denn es kann sein, dass er bei einem Stellenantritt nach seinem Gautschbrief gefragt wird. Kann er diesen nicht vorweisen, wird die «Gautschete» nachgeholt.
Wissenswertes zum Thema Gautschen
In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff «Gautschen» den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers, das Ablegen des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb auf eine Filzunterlage.
Buchdrucker und Schriftsetzer gibt es zwar seit den 1970er/1980er-Jahren des letzten Jahrtausends nicht mehr – heute heissen sie Drucktechnologe oder Polygraf. Diese Berufsleute verrichten aber im Prinzip immer noch die gleiche Arbeit wie seinerzeit der Erfinder der Buchdruckerkunst Johannes Gutenberg, natürlich mit ganz anderen Mitteln – das Transportieren von Botschaften.
So ein Polygraf ist Simon Habermacher aus Knutwil, der diesen Sommer seine Lehre nach 4-jähriger Ausbildung bei der Agentur Frontal AG in Willisau erfolgreich abgeschlossen hat. Das FRONTAL-Team gratuliert Simon ganz herzlich!
Dieser 12. August 2015 war ein wunderbarer Sommertag mit rund 30 Grad Temperatur. Für Simon schon fast eine wohltuende Abkühlung. Dank dem schnellen Fussballer Simon haben anschliessend an seine «Gauschete» noch einige Frontalistinnen und Frontalisten etwas Nasses abbekommen. Böse Zungen behaupten, sie seien extra stehen geblieben und nicht vom heranstürmenden Simon davongerannt.
Auch der Schreibende wurde vom einen oder anderen Kübel Wasser getroffen. Er erinnert sich übrigens noch genau an seine eigene «Gautschete». 1. Oktober 1982. Da war es wahrlich nicht mehr soooooo schön warm wie an diesem historischen 15. August 2015. 2018 steht im Hause Agentur Frontal AG die nächste «Gautschete» an.
Vorfreude ist die schönste Freude . . . gell Fabienne!!!
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